Kunst
ist Spielzeug für Erwachsene. Beim Spielen mit klassischem Spielzeug ist der
Spielzeugerfinder immer mit von der Partie.
Ich
bin Spielzeughersteller. Vom Erfinder unterscheidet dieser sich dadurch, daß er
bereits Erfundenes in andere Zusammenhänge bringt, sich über die Bedingungen
der Rezeption Gedanken macht und daß sich seine Beteiligung am Auftauchen des
Spiels nur indirekt thematisiert.
Es
ist auch ein Spiel, an der Kunst exemplarische Regeln zu lernen, anderen beim
Erfinden, beim Verschieben von Regeln zuzuschauen. Folgen daraus feststellbare
Ordnungen? Regeln sind abstrakt und sie sind gleichzeitig performativ, denn sie
verändern die Ordnung, in der sie stattfinden. Es gibt wenig Grenzen, die
sicher sind. Die Lust auf Regeln wird dadurch befördert, daß die Kunst uns von
dem Zwang befreit, Dinge anfassen zu müssen. Die Regeln, die Kunst uns vorgibt,
sind stark, weil stattdessen die künstlerische Geste greifen soll. Dieser
Zugriff ist nur vordergründig symbolisch.
Der
Begriff "Ordnung" wankt unter dem Ansturm seiner Regeln. Natürlich
ist die Musik der prototypische Verstärker dieses Wankens, denn Musik bildet
nicht ab, sie verändert, semantikfrei.
Warum
betrachten wir so eingehend die Konfigurationen zwischen Kunst und Medien, wo
uns doch höchstwahrscheinlich zuerst das Verhältnis zwischen
"Gesellschaft" und ihren Medien interessiert? Oder, vielleicht
genauer, unsere jeweils persönliche Situation in einer weitgehend
informationsdirigierten Gesellschaft? Wer ist der Einzelne? Derjenige, der
genug Informationen über sich in Umlauf bringt und zurückerhält? Derjenige, der
Software herstellt? Derjenige, der Informationen verschwinden lassen kann? Oder
sich durch Verwaltung vor ihr schützt?
Wenn
im Alltags-Bewußtsein "Kunst" immer noch als ein Spielraum
vorgestellt wird, in dem der Einzelne sich durch eine selbstbezogene Produktion
bestätigt und dadurch gegen die Forderungen der Informationswelt freistellt,
käme gerade dem Verhältnis, der Konfiguration zwischen Kunst und Medien eine
besondere Bedeutung zu. Kunst wäre dann, auf Seiten des Einzelnen, Ratgeber in
Sachen "individuelle Opposition". An den Formen und Methoden, mittles
derer Kunst sich die Potentiale der Informationswelt aneignet, liessen sich
möglicherweise Wege ermitteln, wie der Informationswelt anders als nur in
inividueller Abschottung, Resignation oder kollektiver Unterwerfung und
Affirmation begegnet werden könnte.
Oder
kommt der Kunst, spricht man von einem Feld zwischen Kunst und Medien, in
diesem die Rolle eines vielseitig nutzbaren Dedektors, einer Sonde, zu? Sind
die provisorischen Ergebnisse der Annäherungen von Kunst an Medien, an ihre
technischen und sozialen Implikationen so etwas wie Buchmarken, in denen sich
die Gesellschaft auf ihrem Weg zur Mediatisierung wiedererkennt und findet und
somit letzendlich bestätigt?
Die
Untersuchung der Formen, die Kunst stellvertretend an Medien erprobt, birgt
jedenfalls die Frage: Wie kann gesellschaftliche Komplexität faßbar gemacht
werden?
Die
Voraussetzung dieser Frage ist: Wir spüren die Zunahme gesellschaftlicher
Komplexität, (ich könnte auch Dichte oder Vernetzung sagen - das betrifft
Verwaltung, Kommunikation, Produktion und Infrastruktur) sind aber wenig in der
Lage, sie an konkreten Entwicklungen oder Objektzusammenhängen dingefest zu
machen. Der Wunsch, diese Komplexität in unserem Umfeld zu verringern, Methoden
zu finden, Situationen zu schaffen, in denen sich das System uns zuwendet,
statt indifferent zu sein, wird zu oft frustriert. Deshalb möglicherweise die
Rückfrage an die Kunst, die ja immer noch im Ruf steht, Brechungen der
Indifferenz zu erzeugen: sie soll mehr oder weniger exemplarisch - d.h. an
faßbaren, überschaubaren Objekt-Konstellationen - Differenz aufweisen. Es ist
allerdings zu bezweifeln, ob Kunst solches, zumindest in offensichtlicher Form,
leisten kann. Denn es existiert eine Inkongruenz in der Mittelbeherrschung:
künstlerische Techniken umfassen nicht die systematischen
Materialzusammenhänge, die eine Komplexität herstellen könnten, die der
gesamtgesellschaftlichen vergleichbar wäre. Damit ist nicht gemeint, daß das
der künstlerischen Tätigkeit eigene exemplarische oder modellhafte Vorgehen
zwangsläufig unterkomplex ist, sondern daß Erfahrungsdifferenzen bestehen. Das
alltägliche Leben füttert uns mit Komplexitätsverläufen und Verdichtungen, mit
Überlagerungen und Vielschichtigkeiten, die im exemplarischen Zeigen durch
Kunst - eben weil es exemplarisch ist, und sich deshalb seines Materials
exemplarisch bedienen muß - nicht vorkommen können. Kunst muß also, kurz
gesagt, in etwas Aussagen einsetzen, am dem sie strukturell garnicht oder nur
in sehr exemplarischen Maße Teil hat.
Die
Folge dieser Einsicht für die künstlerische Tätigkeit könnte sein, anstelle
eines referentiellen Abstand-Nehmens, Kunst als einen Faktor zu betrachten, der
nur indirekt, in seiner Einbettung in größere Zusammenhänge
"Aussagen" macht. Und dieses "Assagen-Machen" wäre dann
auch eher als Beschleunigung, als Verstärkung, als ein Teilnehmen an anderen
"nicht-künstlerischen" Prozessen zu sehen. Kunst müsste sich in bezug
auf Referenz blind machen und als Kunst sowenig wie möglich in Erscheinung
treten.
Doch
zurück. Wie stellt sich eigentlich Komplexität her? Was ist hier damit gemeint?
Auffällig ist das Anwachsen der horizontalen Venetzung. Die Begriffe des
Wissens ändern sich (in Hinblick auf die Applizierbarkeit von Wissen. Wissen
aktualisiert sich im Machen, in der Aktion, Wissen ist, wo Wissen zu besorgen
ist), die Parameter von Produktion eines Objekts (z.B. in der eines Hauses)
sind immer weitgehender von den wiederum vernetzten Produktionen ihrer
Teilsysteme abhängig. Immer mehr Prozesse greifen augenscheinlich oder subkutan
ineinander. Das Gleiche ist überall gleich und doch anders. (wie schreibe ich
z.B. diesen Artikel: ich habe kein Gerüst, eher eine Serie von Bemerkungen, an
denen ich Ergänzungen vornehme. Einige der entstehenden Abschnitte streiche
ich, einige stelle ich um, einige verwachsen miteinander oder überlagern sich.
Es entstehen neue Themenzweige, Abschnitte, offene Enden....) Die Medien sind das auffälligste Element
dieser Komplexitätsanreicherung: sie verstärken diese strukturell, und
thematisieren sie zugleich inhaltlich und formal.
Was
hat Kunst damit zu tun? Kunst (was wäre das?) ist aus ihrer feudalen
Autoritätsbindung entlassen, sie ist demokratisch geworden und damit technisch.
Sie wird dabei eher durch die Medien verwertet, als daß sie sich ihrer bedient
(kann ich das so sagen?: an welche Kunst denke ich in diesem Moment?) Wir
können beobachten, wie das Handwerkliche, das ehemals charakteristisches
Zeichen der Kunst war, zu einem Element in ausgreifenden technischen
Konstellationen wird (vergleichbar dazu, wie z.B. in der Popmusik Samples aus
der analogen Zeit als Kontrastmittel zwischen die digital erzeugten Rhythmus-
und Melodie-Schichten gehängt werden). Der Künstler wird zum Manager
technisch-organisatorischer Abläufe.
Trotzdem
obliegt der künstlerischen Tätigkeit weiterhin das Erstellen von Einzelfällen.
Das
steht hier natürlich als Behauptung, mit der zwar wahrscheinlich viele
einverstanden sind, trotzdem ist die Frage, warum denn das so sein muß,
garnicht zu beantworten. Es könnte sein, daß unser Beharren auf der Idee von
Identifizierbarkeit, von Person, Individuum, (dessen Double das Kunstwerk ja
leztlich herstellt) zwar eine psychisch überlebenswichtige Taktik darstellt, im
Sinne eines allgemeinen Postulats, daß dies auch so bleiben muß, nicht
formuliert werden kann. Vorstellbar, daß - so wie in der Berufswelt Arbeit
Teamangelegenheit geworden ist - das Verstehen (und das Herstellen) von Kunst
Teamangelegenheit wird.
Das
sind Mutmaßungen, wobei ich im folgenden anhand einiger Begriffe
Vorgehensweisen beschreiben möchte, die solches vorstellbar machen.
Spezifik.
Noise.
Was
Bild- oder Klangwelten angeht, können die Maschinen mittlerweile fast alles
Vorstellbare zu jeder Zeit und an jedem Ort produzieren (insofern parallele
Entwicklung zu der von dem Medien vollzogenen Ubiquisierung, was natürlich auch
kein Wunder ist, denn in den Maschinen stecken die selben Chips... - durch die
anstehende Vereinigung von "Fernsehen" und "Computer" wird dies illustriert werden). Dadurch
allerdings wird der Kontext dieser Produktion in neuer Form thematisiert (bzw.
zum Problem, denn der Kontext ist letzlich nur der Raum des "Transports"
dieser Information. Konkrete Räume, in denen sich solches Herstellen, oder
Hören lassen muß, sind nicht mehr vorstellbar.)
Kontext
Es
zeigt sich heute mehr denn je, daß sich der Sachverhalt "Kunst" nicht
in der schlichten Produktion eines Gegenstands oder (um auf Musik zu sprechen
zu kommen) der Reproduktion eines Musikstücks erschöpft. Neben der
offensichtlichen Tatsache, daß künstlerische Produktion immer auch
gesellschaftliche ist, daß sie in den Zusammenhängen von Herrschaft, Opposition
etc, allgemein und in den Formen ihres gesellschaftlichen Inszeniert-Werdens im
besonderen (Museen, Konzerthallen, Theater usw.) eingebunden ist, existiert
seit längerem auch die Einsicht, daß künstlerische Produktion, die die
Gesamtheit ihrer materialen Gegebenheiten reflektiert, auch den Kontext als
Kompositions-Parameter berücksichtigen mußund, falls möglich, verändern sollte
(- wie z.B. Christian Wolff das tat, als er Stücke für "draußen"
komponierte).
Wenn
der Kontext fehlt, verschwindet die Kunst. Reversion des Vorgehens: statt von
einer vorgängigen Absicht auszugehen, die sich in Kunst umsetzt (und der dann
eben mangels kontextueller Parameter das Feedback fehlt) kann umgekehrt der
Kontext zum Material gemacht werden. Er ist dann situativ gegebener Material-Pool,
der mittels künstlerischer Systeme ausgewertet wird. Ziel ist die Rückgewinnung
der Spezifik, allerdings unter bewußter Aufgabe der Vervielfältigbarkeit und
von "Darstellung" (...Repräsentation...).
Wenn
alles überall sein kann, wird die Empfindlichkeit für das Besondere, Lokale und
Temporäre gesteigert (Toulmin). Die Fragen nach den Bedingungen der
Konstruktion (d.h. auch des Gebautseins in der Zeit als Information) treten
zurück zugunsten einer additiven Ordnung, in deren Netzen die horizontale Überlagerbarkeit
oder Kombinierbarkeit des einen Dings unter verschiedenen mehr zählt, als die
inszenierte Absetzung des vorgeblich "Einen".
Kontext
komponieren
Betrachtet
man unter dem heutigen Gesichtspunkt der Parametrisierbarkeit aller
Klangereignisse auch den Kontext als gleichberechtigten Parameter von Musik
(neben Klangfarbe, Klangdauer Klang- oder Tonhöhe resp. Tiefe... das wäre immer
relativ zu dem angelegten Meßsystem zu sehen), so wäre dieser auch zu
"komponieren". Natürlich kann man dies nicht so tun, wie es mit einem
Musikinstrument möglich ist. Es gibt keine festen, voreinschätzbaren
Eigenschaften des Kontexts. Eine Straßenkreuzung wird anders klingen als die
nächste in 100m Entfernung. Ein Publikum in San Francisco wird auf eine Klanginstallation
mit weniger Kontemplationsbereitschaft reagieren als eines in Kyoto. Licht kann
gleichzeitig Signal oder Lampe sein - wie benutzt es unser Blick? Im
landläufigen Sinn einer relativen Vorherstimmbarkeit eines Ereignisses und
seiner akustischen Folgen ist also ein Kontext nicht komponierbar. Wohlgemerkt,
es geht nicht darum "für" ihn zu komponieren, man stelle sich z.B.
ein Konzert für einen ausgewählten Platz in der Stadt vor, dessen akustische,
optische und infrastrukturelle Bedingungen so gut statistsich erfaßt wurden,
daß dort ein Konzert, komponiert für diesen Platz, stattfinden könnte. Darum
geht es nicht, sondern darum mit dem Kontext zu komponieren. Was ist der
Unterschied? Kontext, mit dem komponiert wird, ist ein Instrument. Er stellt
Bedingungen zur Verfügung, läßt einige Gebrauchsweisen als angebrachter
erscheinen, verändert seine Bedingungen mit der Zeit und - das ist das
wichtigste - er enthält Personen, Leute, Mitspieler, Gegenspieler, Passanten,
Unbeteiligte, Beteiligte usw. Kontext mit dem komponiert wird, kann als
Instrument einige (Musik) Instrumente ausschließen, andere favorisieren. Oder
er kann dem Instrument als eines Medieum zur Transformation einen neuen Platz
zuweisen.
Filter
Ich
schlage eine neue Betrachtungsweise des Sachverhalts vor
Dazu
ist es notwendig, kurz über das Wort "Filter" nachzudenken.
Solange
sich aus den handgreiflichen Bedingtheiten der Instrumente genügend
Einschränkungen ergaben, war die Idee von Musik zumindest von dieser Seite aus
umrissen. Musik war das, was spielbar, was praktizierbar war. Da dies sich nun
dahingehend geändert hat, daß sich der Ausführung keine spieltechnischen
Restriktionen in den Weg stellen, sich also mit elektronischen Instrumenten
jede Form jeden Klangereignisses zu jeder Zeit in jeder Komplexität
hervorbringen läßt, verschiebt sich die Problemlage. Ich möchte nun nicht
diskutieren, was unter diesen veränderten Voraussetzungen Komposition sein
könnte oder inwieweit elektronische Musik die Kompostions-Leitlinien
klassischer oder moderner Musik beerbt, sondern diese Verschiebung in eine
andere Problemperspektive einbringen.
Wir
können uns die Menge aller Geräusche, die uns täglich umgeben, also diesen mehr
oder weniger bewußt wahrgenommenen Klangbrei als eine Fusion aller denk- und
spielbaren Musik vorstellen. Ton wäre, dieser Betrachtungsweise zufolge, nicht
das Einzelne, Umrissene, klare Ereignis das der Komponist oder Interpret in
einen prototypisch klangleeren Raum setzt, sondern ein Ausschnitt aus einem
ständig vorhandenen Klangkontinuum, etwas, das wie ein Filter einen Punkt
dieses Kontinuums besetzt, identifiziert und wie ein Filter freilegt. In
unserer herkömmlichen Vorstellung tut der Klang-Filter natürlich das Gegenteil:
er nimmt etwas weg, siebt oder stanzt es aus, aber diese herkömmliche
Vorstellung speist sich ja auch aus der Annahme, daß es soetwas wie einen
klangleeren Raum geben kann, daß Töne sich dort unbeeinflußt formieren, den
Raum besetzen - und daß man natürlich in der Folge auch einen oder mehrere
dieser Töne wegnehmen kann. Nehmen wir dagegen den Klang-Kontext, den Klangbrei
als präsent, als immer vorhanden und als notwendigen background der Töne an,
entsteht ein anderes Bild. Die Töne, unwahrscheinliche Ereignisse ihrer
Reinheit wegen, setzten sich vor diesen background und verdoppeln und
verstärken ihn für jeweils kurze Zeit - nach Dauer und Intensität verschieden.
Wie
nun - und das wäre die konzeptuelle Folgerung aus diesem Perspektivwechsel -
ist Musik zu denken und zu machen, die solch eine Verdopplung oder Filterung nicht
aus importierten Regeln und Quellen herleitet, sondern aus dem Kontext selbst?
Musik, die erklingt und gleichzeitig hört und die Bedingungen ihreres Filterns
in bezug auf den Kontext reflektiert? Solch eine Musik würde sich von den
Gesetzen der Statik, die unsere normale Vorstellung von Klangräumen
transportiert genauso entfernen, wie von der Idee, daß Musik Zeit
"einholen", also in gewissem Sinn verkürzt und kondensiert punktieren
muß.
Aus
solchen Systemen verschwinden verständlicherweise die Kategorien von
Expressivität und Ausdruck - genauso wie Start und Ziel, Beginn und Ende
entdramatisiert werden. Solch eine Musik kann anfangen. Und sie kann aufhören.
Diese Musik ist kein Ereignis.
Es
ist verständlich, daß eine Musik, die auf den Klang-Raum des Kontexts reagiert,
dies nicht in umfassender Art tun kann. Könnte sie es (technisch) tun, wäre die
Filterung keine Filterung mehr und die Verdopplung wäre so umfassend wie das
von Borges geschilderte Landkarten-Problem, das Karte und Ort maßstabsgleich
zur Deckung bringt. Nun haben Klänge Dauer und sie bewegen sich relativ zum
Schall-Ereignisort - weder für eine Gruppe von Klang-Produzenten, noch für eine
Gruppe von Hörern existiert das gleiche Klangbild. Es ist also auch von dieser
Seite schon unumgänglich, eine Auswahl zu treffen. Doch nach welchen Kriterien
soll das elektronische oder menschliche Ohr den Kontext abtasten?
Transformation
Die
Transformation, als eine Schlüsseloperation diesen Abtastens, formt
Aktionssysteme von Annäherungen: Dem Allgemeinen (dem Komplexen) wird mit den
Mitteln des Allgemein (des Komplexen) näher gerückt.
Ich
zögere, hier die wahrscheinlich längst fällige Unterscheidung zwischen
Transformationen, die mit technischen Mitteln und solchen Transformationen, die
ohne entscheidenden Technologie-Einsatz stattfinden, zu treffen. Dies u.a.
deshalb, weil einige der Kriterien und Regeln, die für Transformationen mit
technologischen Mitteln gefunden werden, durchaus auf
nicht-technologiegestützte Systeme übertragbar sind - vom Umgekehrten ganz zu
schweigen. Trotzdem möchte ich beim Skizzieren der Transformations-Idee
hauptsächlich auf elektronische Systeme Bezug nehmen, auch schon deshalb, weil
sie (und die Befragung ihrer Funktion) in meinen letzten Arbeiten tragende
Rollen gespielt haben.
Grundsätzlich
besteht die Struktur von Transformationssystemen (und das gilt sowohl für die
Arbeiten mit Klang als auch für die mit Licht) aus drei Gliedern: einer
Aufnahme, die nach programmierten Kriterien den background abhört und
selegiert, einem Speicher, der das Abgehörte für die sehr schnell
stattfindende, ebenfalls programmierte Reorganisation bereithält und einer
Ausgabe, die entsprechend der background-Lautstärkeverhältnisse arbeitet.
Transformationen der von mir benutzten Art setzen diesen Prozess sehr schnell
um - Zeit-Differenzen zwischen Aufnahme und Ausgabe sind oft nicht zu erkennen.
Bildlich
gesprochen sehen die Filter, die von Transformationen entworfen werden wie
Netze aus, verschieden in Spann- und Maschenweite. Es sind also keine Punkte,
die die Transformation vor dem background des Kontexts aktiviert, sondern
verschiedene Perforationen, variierend in Distanz und Dichte. Transformiert
wird nicht nur der background im Sinne der filternden Verdichtung, sondern auch
die Transformation selbst - weil sie in den Kontext einsintert und dadurch sich
selbst, verändert zum Material wird.
08.99